What a majestic trip!



Ich muss gestehen, dass der Trip in die Western Region Ghanas schon einiges zurückliegt, aber dennoch war und bin ich immer noch von diesen Tagen beeindruckt, sodass ich meine Erlebnisse mit euch teilen möchte. Zu Beginn ist zu sagen, dass ich während diesen 4 Tagen gemerkt habe, was Zufälle alles bewirken können und dass es die Begegnungen sind, die das Leben bereichern. Außerdem war es eine glückliche Aneinanderreihung von Zufällen und Momenten, die diesen Ausflug so einzigartig gemacht haben


Troto Fahrt nach Takoradi
Am 27.10 sind Anna (die Freiwillige aus Düsseldorf, die aber jetzt schon wieder seit einem Monat in der Heimat ist) und ich um 7 Uhr morgens mit Troto nach Accra, zum sogenannten Kineshie Circle, aufgebrochen. Von dort fahren eine Vielzahl von weiteren Trotos in alle möglichen Richtungen Ghanas oder sogar in benachbarte Länder. Dieses System ist viel genutzt, da es sehr günstig ist und so gut wie keiner sich ein eigenes Auto leisten kann. Als wir endlich das richtige Troto mit dem Zwischenziel Takoradi gefunden und dann noch zwei Plätze ergattert und uns natürlich mit ausreichend Proviant eingedeckt haben, ging es dann los. Wir hatten gute Plätze: ganz hinten am Rand und ich leider in der Mitte. Leider war das Troto eher von der kleinen Sorte, sodass ich das ausstrecken meiner Beine vergessen konnte und die nächsten 5 ½ Stunden (ja das meine ich ernst und das ohne eine einzige Pause) also eher schlecht als recht verbrachte. Die Zeit verging allerdings wie im Flug, da Anna und ich uns sehr nett unterhalten und über alles Mögliche gequatscht haben.
Am Ziel unserer Begierde haben wir uns dann mit dem Onkel der ghanaischen Gastmutter von Anna getroffen. Hier muss ich kurz erwähnen, dass wir nur durch seine Einladung den Ausflug überhaupt geplant haben. Den der Hauptgrund warum wir überhaupt in die Western Region reisen wollte, war das Kundum Festival, was von März bis Oktober von Dorf zu Dorf zieht und dort eine Woche lang der King und die Queen mother gefeiert werden. In der Western Region besitzt jedes noch so kleine Dorf einen King und eine Queen mother, die sich um das Wohl der Bevölkerung kümmern.
An diesem Wochenende sollte das Highlight, eine Parade durch das Dorf Sanzule, stattfinden und das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Zudem wohnt wohl der Chef von dem Onkel Martin in dem Dorf, wo wir auch für die vier Tage unterkommen sollten. Nachdem wir uns dann in Takoradi nach einer langen Suche gefunden haben, ging es weiter mit einem sogenannten shared taxi (man teilt sich mit anderen Leuten ein Taxi, die in die gleiche Richtung wollen). Da wir leider die ersten im Auto waren, mussten wir noch auf die anderen Personen warten und das satte 2 ½ Stunden.
Na ja, wir hatten ja Zeit und wenn ich eins in Afrika gelernt habe, dann ist es das WARTEN.

Nach einer guten weiteren Stunde hatten wir unser Endziel erreicht: das Dorf SANZULE. Um ehrlich zu sein besteht das Dorf aus einer Straße, kleinen Gassen und einem Dorfplatz, der allerdings in Fußnähe zum Meer liegt. Das ganze Dorf umfasst ca. 1000 Einwohner, an diesem speziellen Wochenende reisen aber ganze Reisebusse an, sodass es locker 2000 Menschen waren. Als wir ankamen, wurde uns mitgeteilt, dass wir doch keine Bleibe für die Nächte haben, da es gewisse trouble gab, das nenne ich mal typisch Afrika. Pläne sind auch nur theoretisch.
Unsere ersten Tanzversuche
Hier kommt aber unser erster Glücksfall ins Spiel, denn wir kamen in einem kleinen Zimmer (ohne Strom, Ventilator und Badezimmer) bei der Queen mother unter. Wenn man sich aber vorstellt, dass das luxuriös ist, der hat weit gefehlt. Wir wohnten in einem kleinen Nebengebäude, ca. 500 Meter entfernt und das Haus der Queen besteht aus einem Innenhof, um den kleine Räume angeordnet sind, wovon nur eins eine Badezimmer besitzt und auch das ist zu viel genannt. Es handelt sich um eine Dusche und eine Toilette mitten im Raum, alles abgetrennt durch ein durchsichtiges Tuch. Normalerweise waschen sich die gefühlten 30 Leute, die dort wohnen, draußen mit dem Regenwasser aus einer Tonne. Ich war glücklich, dass wir überhaupt irgendeine Unterkunft hatten.
Am Abend sind wir dann auf dem Dorfplatz gegangen und wurden gleich herzlich begrüßt und musst dann natürlich auch zu den afrikanischen Rythmen tanzen, was gar nicht so leicht war. Es war einfach herrlich, denn das ganze Dorf war in Feierstimmung, denn dieses Festival ist das jährliche Highlight für Jung und Alt (wenn ich ehrlich bin passiert dort auch nichts während des Rests des Jahres).Nach unserem Abendessen (Ei und Brot, was von einer Frau am Straßenrand, auf einem Gaskocher, für uns gebraten hat) kamen wir auch gleich in den Genuss uns unter freien Himmel zu waschen.


Unser Ausblick von unserem Frühstückstisch
Am Morgen wurden wir um 5.30 Uhr !! geweckt, da die Parade früh starten sollte und es sonst eine lange Schlange an der Dusche geben sollte. Nachdem wir uns mit Eimern Wasser abgeduscht haben und wir dabei auch einige kleine Zuschauer hatten und die eine Bewohnerin des Zimmers noch am Boden schlief, sind alle meine Berührungsängste abgefallen. Das nenne ich mal Offenheit, hier kennt keiner Privatsphäre. Da bekommt Luxus eine ganz neue Bedeutung.
Um sechs Uhr gab es dann wieder Ei mit Brot und Kakao (sehr lieb von einer jungen Frau auf dem Feuer zubereitet) und dann wurde wieder GEWARTET (ca. 4 Stunden). Anschließend wurden wir  in ein Auto verfrachtet und sind ca. 800 Meter gefahren. Wir kamen vor einem großen Haus an, das von Security bewacht wurde und vor dem unzählige kostümierte Männer und Frauen in der prallen Hitze warteten.
Wir wussten nicht im Geringsten was vor sich geht, als wir aber in das Haus eingeladen wurden (zwei Weiße Mädchen fallen natürlich auf) überkam uns eine derart angenehme Kühle und als wir dann noch in das Empfangszimmer kamen, waren wir überwältigt.
Vor uns lag ein großer Raum mit riesigen Decken und Mengen an Gold. Sitzgelegenheiten gab es für ca. 50 Leute und alles war übersäht mit Gold. Wir wurden sehr freundlich von der Hausherrin und Frau des King empfangen. Nana ist eine wunderschöne, afrikanische Frau mit der typischen afrikanischen Figur und einfach herzlich. Wir saßen noch nicht, da hatten wir auch schon Champagner in den Händen. Anna und ich fühlten uns derart fehl am Platzin diesem Moment war ich heilfroh, dass ich mein schwarzes und elegantes Kleid von and other stories trug.
Schnell noch ein Selfie bevor die Zeremonie los geht
Mit der Zeit betraten weitere Personen in den Raum, unter anderen ein Prinz aus Ägypten (Achmed), der eine Firma für chinesisch, arabische und afrikanische Kooperationen besitzt. Außerdem kam noch das Paar Barbara und Andrew, die beide in Accra wohnen. Sie kommt aus Belgien und hat Sprachwissenschaften studiert und hat jahrelang in der Textilindustrie gearbeitet. Andrew ist in Holland geboren, wohnte aber seit seiner Geburt in Kanada und war 30 Jahre lang Soldat bei der Army. Jetzt arbeitet er für die United Nations in Accra. Wir haben uns auf Anhieb gut verstanden und als die Parade dann gegen 12 Uhr losging, folgten wir alle zusammen den Tänzern und Trommlern durch das Dorf, die auf einer Art Sänfte die Queen Mother und den Chief durch das Dorf getragen wurden.
Während der Zeremonie waren wir spontan Ehrengäste, die unter dem Baldachin auf dem Dorfplatz sitzen durften. Wir konnten über alle Menschen und das gesamte Geschehen hinüberblicken. Die Zeremonie als solches war einfach unbeschreiblich: bunt, laut, Trommelgruppen aus ganz Ghana und viele weitere wichtige Persönlichkeiten waren anwesend. Es ist schwer diese Impressionen in Worte zu fassen, deshalb lasse ich jetzt einfach mal Worte, Worte sein und schaut selber auf den Bildern und dem Video.






Der Hunger ließ auch nicht auf sich warten, denn nach 11 Stunden ohne etwas Essbares waren wir nun auch noch erhört worden. Gegen 17 Uhr wurden wir in einen schicken Mercedes Sprinter gesetzt worden und nach eine 15 minütigen Fahrt kamen wir in dem Luxusresort Maha an. So etwas habe ich in Ghana noch nicht gesehen, einfach traumhaft. Aber es ging sofort weiter in das Restaurant, wo wir dann eingeladen wurden und wir aus einem riesigen Buffet wählen konnten.
Ihr könnt euch einfach nicht vorstellen, wie glücklich ich mich fühlte. Denn nach einem Monat afrikanischen Essen war ich so happy mal wieder Kartoffeln, Pizza und normales Gemüse auf meinem Teller zu finden und dazu kam dann noch das Dessert. Ich fühlte mich wie im siebten Himmel und Anna konnte ihr Glück auch kaum fassen. Während des Essens haben wir des Weiteren die Botschafterin von Simbabwe und einem international manager for tourism (Name: Teddy) kennen gelernt.
Nach einer kurzen Pause fanden wir uns plötzlich auf einem soft opening einer Foundation wieder, die die Nana gegründet hat. Hier geht es darum, dass speziell die Frauen der verschiedenen Dörfer länderübergreifend zusammen kooperieren sollen, sodass Afrika Fortschritte macht und hier besonders die Dörfer mit dem weiblichen Potenzial in den Fokus genommen werden. Ich bin wirklich schwer beeindruckt gewesen, was diese Frau alles in ihrem Leben macht. Ihr zollt mein höchster Respekt. Der Fahrer brachte uns gegen 19 Uhr Nachhause und am Abend sollten wir uns für einen gemütlichen Abend am Pool des Hotels wieder treffen. Nachdem wir eine Zeit mit unserem persönlichen Fahrer arrangiert haben, versuchten wir uns ein bisschen zu stylen, was allerdings ohne Strom und somit kein Licht, kein Spiegel sich schwieriger herausstellte als gedacht. Ich war sehr glücklich, dass ich mit meinem kleinen Koffer angereist war und somit für jeden Anlass gewappnet war (sogar eine Clutch befand sich darin...man weiß ja nie). Der Abend war sehr schön, mit einem kleinen Barbecue und natürlich Champagner. Der Chief sang noch ein paar Lieder und wir führten sehr nette Gespräche. Gegen Mitternacht waren wir erschöpft und wir brachen in Richtung unseres heißen und stickigen Zimmer auf.



Am Sonntag stand ein Ausflug an. Anna, der Onkel Martin und ich sind zu den Amansuri Wetlands (1 Stunde Entfernung) gefahren, von dort sollte es mit einem Kanu nach Nzulezo gehen. Das Dorf auf Stelzen (stilted village). Unser Tour guide musste die 1 stündige Fahrt rudern und wir konnten einfach die Landschaft genießen.
An diesem Tag war es sehr heiß, sodass wir hinterher einen leichten Sonnenbrand hatten und ich über 30 Tierstiche (ich weiß bis heute nicht welches Tier es gewesen ist und vor allem wie bei langer Hose, aber mit Sicherheit waren es keine mosquitos) Auf jeden Fall kamen wir dann an und diesem Dorf leben rund Einwohner und es kann wirklich nur mit einem Kanu oder einem speed boat erreicht werden.
Das Leben hier ist nochmal einfacher als auf dem Dorf, denn es gibt nur eine Grundschule, einen Raum, der als Kirche dient und halt die kleinen Hütten, in denen die Familien wohnen. Wer hier aufwächst, weiß was Langeweile bedeutet und die meisten Kinder werden ihr ganzes Leben nichts anderes sehen oder erleben. Kein Internet und ein bisschen kam es mir vor, wie abgeschnitten sein von der Zivilisation.
Für mich eine einzigartige Erfahrung Um zu duschen, entkleiden sich die Menschen und gehen einfach ins Wasser (das wird natürlich als normal angesehen, aber wir waren schon ein bisschen peinlich berührt, als wir das alles keine fünf Meter entfernt sahen). Nach der Rückfahrt bekam der guide noch einen tip (Trinkgeld), was hier als selbstverständlich angesehen und auch erwartet wird.

Keine fünf Minuten entfernt sollte auch der Beyin Beach liegen, der als einer der schönsten Strände bezeichnet wird. Also nichts wie los!!Es war wirklich wie im Paradies, wir waren die einzigen Leute an einem kleinen Strandstück. Hier aber war alles sauber und ruhig, die Palmen bewegten sich im Rhythmus der Wellen und da kam mir wieder der Wunsch auf, einmal am Wasser zu wohnen oder wenigstens dort ein Ferienhaus zu besitzen. Für mich hat Wasser einfach eine beruhigende Kraft.
Erster Blick auf das stilted village


Himmlisch oder ?



Nach einer kurzen Pause im Schatten (es war wirklich unerträglich heiß) ging es zurück zum Chiefs palace, da wir uns noch für die Gastfreundschaft bedanken wollten. Als Erstes gab es wieder etwas Kleines zu essen und Getränke durften auch nicht fehlen. Mit ein paar Leuten tauschte ich meine Kontaktdaten aus, man kann ja nie wissen wofür es gut sein kann und dann kam ein weiterer Glücksfall.

Das Paar Barbara und Andrew waren mit einem Taxi angereist und sie luden uns ein, sie bis nach Accra zu begleiten, sodass wir kein Troto nehmen müssen. Dafür waren wir sehr dankbar und am nächsten Morgen ging es dann los. Das Taxi war allerdings sehr klein, das störte aber keinen im Geringsten. Nach gut vier Stunden hielten wir auf einmal an der Cape Coast an und wir wurden zu einem Lunch in e
in Restaurant am Strand eingeladen. Erinnert ihr euch noch an den Post, als ich mit Selina und ihrem Vater dort war? Es war genau das gleiche Restaurant. Aber dieses Mal konnten wir sogar noch eine Gruppe von Delfinen beobachten, die direkt an am Strand vorbei geschwommen sind. Es war einfach das krönende Highlight. Was für ein erneuter Glücksfall, da ich noch nie Delfine in freier Wildbahn gesehen habe.Nach einem leckeren Essen und weiteren 3 Stunden kamen wir in Accra an und ich bin den beiden wirklich sehr dankbar.
In vielerlei Hinsicht: Für mich sind sie sehr inspirierende Personen und ihre Art ist einfach toll, sie haben uns nicht als junge Mädchen, sondern vielmehr als Freunde angenommen. Auch ihr Lebensweg und ihre Geschichte haben mich berührt und wenn man dann noch sieht wie liebevoll und mit wie viel Liebe sie miteinander umgehen ist es einfach wundervoll. Wir verabredeten uns für einen späteren Zeitpunkt und ich hoffe wirklich inständig, dass wir uns nochmal sehen können.

Was soll ich zum Schluss noch sagen? Bei diesem Trip wurde mir wie noch nie zuvor der Unterschied zwischen Arm und Reich so vor Augen geführt. Reich lebt in Nachbarschaft mit ärmlichen Verhältnissen und beide haben ihre Situation angenommen. Keiner beschwert sich, alle leben so wie sie es kennen gelernt haben. Für mich bekommt Luxus eine ganz neue Dimension und vor allem schätze ich nun umso mehr, dass ich in der Gastfamilie mein eigenes Zimmer, fließend Wasser, eine richtige Toilette, Strom und und und habe. Ich lerne alles viel mehr zu schätzen und darüber bin ich unheimlich froh.
Die Zeit in Afrika zeigt mir intensiv, was es für ein Privileg bedeutet, in Deutschland zu wohnen und das ich dieses Geschenk annehmen sollte und darüber dankbar sein muss.
Wie wir alle. Wir sollten einfach unser Leben schätzen lernen und dankbar dafür sein.

Der Post ist nun sehr lang geworden, aber ich hoffe, ich konnte euch ein wenig auf das Kundum Festival, das Dorf auf Stelzen und meine Erfahrungen auf der Reise mitnehmen.  

Eure Paulinii





Was für eine Ehre den King/Chief persönlich zu grüßen







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